
Der Anfang (1985-1990) war die Fotoserie hortus conclusus (siehe unter Fotografie) von leeren Fabriken und Häusern welche kurz vor dem Abbruch standen.
Daraus entstand die Idee, den verlassenen Gebäuden wieder etwas zurückzugeben. Ich wollte sie in einem übertragenen Sinn damit ehren und weihen. Ihnen und den Menschen, die viel Zeit mit schwerer Arbeit in ihnen verbrachten haben, wieder etwas zukommen lassen.
So begann ich im 1990 eigene Holzskulpturen zu schaffen und sie an diesen Lost-Places zu Fotografieren. Was nur mit der Kameraausrüstung noch einfach möglich gewesen ist, musste ich anschliessend mit viel Zeit und Aufwand Bewilligungen einholen um Bilder der Holzskulpturen in verschiedenen Fabriken (z. B. Metallwerke Dornach, Zementwerke Liesberg, Schappe Dornach) zu erhalten.
Ab dem 1995 haben sich die Skulpturen aus diesem Kontext losgelöst und wurden zum Hauptteil meiner Arbeiten.
wohin geboren nur?







Tannenholz, vergoldet, 1995-1997
gezogen gleissend Licht




Tannenholz, roh, Metallwerke Dornach, 1998
in zerfliessen


Buchenholz, roh, Zementwerk Liesberg, 1999
Paragenese (Vergesellschaftung)





Buchenholzstämme, roh, Schnittflächen vergoldet, 2016
Paragenese (Vergesellschaftung)
In meiner Arbeit für die Ausstellung: TonArt-TonWerk-DieZweite habe ich mich mit der Vergesellschaftung (Verbindung)
im sozialen und materiellen Kontext auseinandergesetzt.
Die ideologische Kernmasse in unserer heutigen Gesellschaft, die sowohl als Träger für das dazukommende Fremde dient
als auch auf die Gesellschaft selbst wirkt, stellte ich ins Zentrum meiner Arbeit.
Mein Blick richtet sich nicht auf die Differenzen und Randzonen zweier unterschiedlicher Kulturen (Materialien) vielmehr auf das Innere, das Zentrum.
was wollt ihr hier?
Soll nicht die Frage sein, die wir anderen stellen, vielmehr soll es die Frage sein, welche uns gestellt wird.
Welche Kraft hält uns zusammen neben Konsum und Verteidigung des Wohlstandes?
Welche erodierten moralischen und ideologischen Werte, die wir bei der Vergesellschaftung mit dem Fremden in unserer Gemeinschaft einfordern,
sind bei uns noch und in welchem Zustand vorhanden
Noch besitzen wir die Prägung unserer nachchristlichen Vergangenheit. Noch sind (ausgediente) Formen vorhanden.
callus animae (neugebildetes Gewebe der Seele)










Eschenholzleisten auf Sperrholzspanten verschraubt, Eichenholz bemalt, Stechpalmenholz vergoldet, 2023-2024
Der Kallus, die Neubildung von Gewebe, entsteht nach einem Bruch oder einer Verletzung von organischem Material.
Er kommt in der Medizin und in der Botanik vor. Er bezeichnet eine unregelmässig strukturierte Gewebemasse aus Zellen,
welche die Verbindung sowie (teilweise) die Funktion der Bruchstücke wiederherstellt. Ist keine Verbindung mehr möglich,
verschliesst der Kallus die Verletzung und schützt damit den verbleibenden Teil.
Ein Sprichwort besagt, dass eine Seele nicht wie ein Knochenbruch verheilen kann.
Aber auch eine verletzte oder gebrochene Seele verfügt über Mechanismen, die ihr helfen wieder zu gesunden und ganz zu werden.
Die Skulptur «callus animae» möchte diesen Prozess bewusst und sichtbar machen.
Ausstellung, Friedhof Lausen BL, September 2024- August 2025
Seit dem Jahr 2005 beschäftige ich mich mit dem Transferieren von historischen Materialien (Holzskulpturen, Kreidegründen, Eitemperafarben, Polimentvergoldung) und ihre dazugehörigen Verwendungen in die heutige Zeit. Durch unzählige Experimente und verschiedene Kurse bei Rahmenvergolder, Kirchenvergolder und Fassmaler u.a. Pascal Piffaretti Luzern, habe ich mich mit den Gepflogenheiten und den Regeln der Materialien und ihren Verbindungen vertraut gemacht. Mein Ziel ist diese kunsthandwerkliche Tradition in heutige, moderne Prozesse so einzubeziehen, dass ich ihnen einerseits gerecht werde, sie auf der anderen Seite jedoch weiterentwickle. Im Sinn von:
„Lebendig bestehen bleiben“

S+W Fotocollage 60x40cm, Bettflasche, 2001

Relief (Ausschnitt) 100x100cm, diverse Materialien, 2019

Relief 60x60cm, diverse Materialien, Licht (flackert) 2018

Relief 60x60cm, diverse Materialien, Blattgold 2016

Relief 50x50cm, diverse Materialien, Blattgold 2016

Relief (Ausschnitt) 60x60cm, diverse Materialien, Blattgold 2015

Relief 60x60cm, Wachs und Blattgold 2019
Im Jahr 2009 habe ich einen Kurs für orthodoxe Ikonenmalerei bei Abraham Karl Selig gemacht. Durch ihn habe ich handwerkliche Grundkenntnisse sowie den Zugang und viel wichtiger die Legitimation erhalten, weiter in Richtung sakrale Kunst und dem Kunsthandwerk zu gehen. Das Thema der Verkündigung Maria durch den Erzengel Gabriel ist für mich das Zentrum der sakralen Kunst. Mein Ziel ist es dies in die heutige Zeit zu transformieren und dabei die traditionellen Regeln und die fachgerechte Verarbeitung der Materialien der Ikonenmalerei zu beachten.

Gabriel, Bild auf Holz 97x97cm, Eitemperafarbe und Blattgold 2012

Die Verkündung, Holzrelief (Ausschnitt), bemahlt, 250x230cm, unfertig

Die Verkündung, Holzrelief (Ausschnitt), bemahlt, 97x97cm, unfertig

Gabriel, Holzskulptur (Ausschnitt), bemahlt und verkupfert 70x70cm, 2019

Maria, Holzskulptur (Ausschnitt), bemahlt und vergoldet, 70x70cm, 2019
Die 100 x100 cm grossen Holzplatten sind meine Experimentierfelder. Auf ihnen übe ich einerseits den sachgerechten Umgang mit Kreidegründen, Eitemperafarben und Polimentvergoldungen. Anderseits suche ich nach Entwicklungsmöglichkeiten, die fortführen von der sklavischen Kopie hin zu einem neuen angepassten Gleichgewicht, jedoch ohne Verletzung deren Regeln. Da orthodoxe Heiligenbilder immer von der dunkelsten hin zur hellsten Farbe gemalt, respektive geschrieben werden, ist diese Regel auch der Namensgeber meiner Werkstatt. in lucem lat. für zum/ ins Licht.

Bild auf Holz, Kreidegrund und Eitemperafarben, 100x100cm, 2022

Bild auf Holz, Kreidegrund, Eitemperafarben und Blattgold, 100x100cm, 2022

Bild auf Holz (Ausschnitt), Kreidegrund und Eitemperafarben , 100x100cm, 2021

Bild auf Holz, Kreidegrund und Eitemperafarben , 100x100cm, 2022

Bild auf Holz, Kreidegrund und Eitemperafarben , 100x100cm, 2023
Hortus conclusus
1995 bis 1998 habe ich auf stillgelegten und verlassenen Fabrikgeländen mit meiner Mittelformat Kamera (Hasselblad 500C/M) fotografiert. Fast magisch wurde ich von verlassenen Orten, wo ich aber deren Geschäftigkeit noch spürte, angezogen. Die Ruhe und Schönheit, die sich nun darin ausbreitete und sich wie eine Decke über alles legte, versuchte ich in Bildern einzufangen. Da die meisten der Areale verschlossen und mit Zäunen umgeben waren, bin ich mit meiner ganzen Ausrüstung meist illegal in diese „verschlossenen Gärten“ eingedrungen.
La solitude
In den Jahren 1990 bis ca.1993 habe ich mit der Farbfotografie, meist mit Kodak Ektachrome Filmen, begonnen. Die Mehrheit meiner absichtlich etwas unterbelichteten Bilder ist menschenleer, lässt jedoch deren Anwesenheit durch Spuren erkennen. Spuren am Material oder im Gelände, welche sie hinterlassen haben, ergeben – aus heutiger Sicht – viel mehr einen Blick nach hinten zum Fotografen als nach vorne aufs Bild.
Lichter Schatten
1986 habe ich mit meiner ersten Spiegelreflex Kamera (Kontax RTS) mit der Fotografie begonnen. Bei schwierigen Lichtverhältnissen habe ich nach Bildern gesucht, welche einen irritierenden Seitenblick auf scheinbar Alltägliches gaben.
Um den Bildern die zeitliche Bestimmbarkeit so weit wie möglich zu entziehen, habe ich sie mit einem Kodak T-Max 400 S/W Film gemacht, selber entwickelt und vergrössert. Die so entstandenen grobkörnigen Bilder sollten trotz ihrer Düsterheit Hoffnung erzeugen.
theileueli@gmail.com
KunstHandwerkstatt inlucem
Liestal/ Lausen
ehem. Cheditte Areal
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